In Würde Abschied nehmen – aber wie?
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27.08.2024Zum Pflegeberuf gehört auch der Umgang mit Tod und Trauer. Doch wie kann man Sterbende und deren Angehörige gut begleiten? Und dabei ebenso auf sich selbst achten? Darum geht es in der BGW-Wanderausstellung „In Würde Abschied nehmen“.
Drei Pflegeschülerinnen öffnen gemeinsam die Tür zu einem Patientenzimmer. Sagen Sie: Glauben Sie, ich sterbe?
Vor ihnen steht eine Patientin und stellt genau diese Frage.
Was nun? Hier in der BGW-Ausstellung ist das Krankenhaus ein Leuchtdisplay, die Patientin eine lebensgroße Puppe auf dem Bildschirm und in dieser Übung werden sogar Antwortmöglichkeiten vorgeschlagen. Die Schülerinnen aus der Pflegeschule des Krankenhauses Reinbek St. Adolf-Stift diskutieren kurz und finden die richtige Lösung: Der Patientin eine Rückfrage stellen und ihr Raum zum Reden geben.
Hier hat man auch Zeit, noch mal kurz zu überlegen
, meint Anna Beckmann, eine der Schülerinnen, später im Erfahrungsaustausch. Das ist im Alltag nicht so.
Wirklich nicht? Palliativpflege-Expertin Svenja Uhrig führt als Guide durch die Ausstellung und hakt nach: Man glaubt oft, man hätte die Zeit nicht, kurz innezuhalten und sich die Antwort zu überlegen.
Eine weitere Teilnehmerin nimmt den Gedanken auf: Aber man muss ja nicht sofort antworten. Man kann ja auch einmal erstmal nicken.
Und zuhören. Ralf Kaulbersch, ebenfalls Palliativpflege-Experte und Guide in der Ausstellung, erklärt: Das ist etwas, das wir immer tun können.
Gemeinsam trägt die Gruppe zusammen, worauf es dabei ankommt:
- Aufmerksam sein. Zum Beispiel Blickkontakt halten.
- Botschaften des Patienten oder der Patientin bestätigen.
- Fragen stellen, die sich nicht einfach mit „ja“ oder „nein“ beantworten lassen, sondern zum Erzählen anregen.
Dann geht’s ins echte Gespräch. Die Patientinnen und Patienten kommen dazu. In Form von Handpuppen. Ebenso ein paar Pflegekräfte, auch als Puppen. Nun ist Rollenspiel angesagt. In einer Gruppe dreht sich das Gespräch zwischen Pflegekraft und Patient im Kreis. Manchmal gelingt es einfach nicht
, erklärt Ralf Kaulbersch. Dann muss man auch mal raus aus der Situation.
Svenja Uhrig sieht es genauso. Wir dürfen auch Gespräche beenden
, sagt sie – und hat gleich noch eine Formulierungsidee: Lassen Sie uns an dieser Stelle das Gespräch beenden. Ich komme morgen noch mal wieder.
Auf sich selbst achten
Neben der Kommunikation mit den Betroffenen geht es in der Ausstellung um die psychischen Belastungen, wenn man im Beruf sterbende Menschen begleitet. Und um Ressourcen, um die Belastungen zu bewältigen. Hilfreich ist da unter anderem die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen: Pflegende, Ärztinnen und Ärzte, therapeutische Kräfte, Seelsorgerinnen und Seelsorger ergänzen sich und können sich gegenseitig unterstützen.
In der Ausstellung "In Würde Abschied nehmen"
Anna Beckmann hat einen ganz konkreten Tipp: Wenn es Situationen gibt, die einen belasten: Am selben Tag noch an der Arbeit jemanden suchen, mit dem man sprechen kann. Damit man möglichst schon damit abgeschlossen hat, wenn man nach Hause geht.
Auch Rituale können helfen, belastende Situationen zu verarbeiten. Zum Beispiel das Anzünden einer Kerze, wenn jemand gestorben ist. Oder andere Kleinigkeiten, vielleicht bewusstes Ein- und Ausatmen, ein bestimmtes Musikstück oder eine Yoga-Übung zum Feierabend. Da gibt es viele Möglichkeiten, die man sich persönlich oder auch im Team erarbeiten kann.
Infos zur Ausstellung
Du möchtest die BGW-Wanderausstellung „In Würde Abschied nehmen“ selbst besuchen? Sie gastiert vom 2. September bis 4. Oktober in München. Hier findest du weitere Infos zur Anmeldung und den nächsten Stationen.